Frische Luft für Unternehmen

Gudrun Schade für „meo“ Wirtschaftsmagazin für Mülheim an der Ruhr, Essen und Oberhausen.

Zu den Dingen, die der Mensch unabhängig von Augen und Ohren wahrnimmt, gehört der Duft. Der spezielle Duft eines geliebten Menschen, der Duft von Großmutters Küche, der Geruch des Meeres, des Waldes, der Duft von frisch geschlagenem Holz, frische Erdbeeren…
unendlich viele Gefühle, Bilder, Erinnerungen, die allein durch einen bestimmten Duft erzeugt werden können und auch nach vielen Jahren noch absolut spontan und authentisch erinnert werden. 

Das Erinnerungsvermögen an Düfte ist das aus – geprägteste Erlebnis des Menschen; an keinen anderen Sinnesreiz können wir uns besser erinnern. Ein mächtiges Werkzeug also, um Menschen positiv zu stimmen. Marketingexperten setzen daher seit einigen Jahren auf speziell kreierte Düfte um Kunden zu binden, Einkaufserlebnisse angenehmer zu gestalten und Umsatz zu steigern.

Hier werden Erkenntnisse der Hirnforschung genutzt. Nachweisbar wirken Düfte unmittelbar auf das limbische System, das unsere Emotionen steuert. Kurz gesagt: Düfte beeinflussen direkt und nicht filterbar das limbische Systems des Gehirns, das für unsere Erinnerungen und Gefühle zuständig ist. Der Begriff hierfür ist „olfaktorisches Neuromarketing“.

Ein Versuch der Uni München mit der „Deutschen Bahn“ hat beispielsweise nachgewiesen, dass die Kundenzufriedenheit in Regionalzügen signifikant stieg, wenn ein beruhigender Duft aus Jasmin, Rosenholz und Melone verströmt wurde. Auch Modekonzerne nutzen Duftmarketing, um ihr Branding zu perfektionieren: Abercrombie & Fitch parfümiert nicht nur die Ladenlokale, die unmittelbare Umgebung in Malls und Fußgängerzonen,

sondern auch alle Kleidungsstücke. So wird der Geruch denn auch mittlerweile als Bestandteil der Marke wahrgenommen. Supermarktketten nutzen Neuromarketing aktiv, um Verweildauer,Kundenzufriedenheit und – last but definetely not least – Umsatz zu steigern.

Nun könnte man den Vorwurf der Manipulation erheben und erwiesenermaßen beeinflussen Düfte unser Konsumverhalten oder unsere Verweildauer und unsere Bereitschaft, Geld auszugeben. Allerdings ist es unmöglich, einen geruchlosen Raum zu finden. Oder: „Man kann nicht nicht riechen“. Gerüche wirken immer auf uns ein. Besser, wenn es ein guter, passender Duft ist und der besorgte Hotelier bemüht ist, den Aufenthalt auch in olfaktorischer Hinsicht so angenehm wie möglich zu machen.

Es ist nicht genug, einen gut proportionierten Raum mit wunderbarer Farbgestaltung und toller Beleuchtung zu konzipieren und ihn mit guten, funktionalen und schönen Möbeln auszustatten, wenn die Akustik eine Katastrophe ist und es darin schlecht oder gar abstoßend riecht.

Gastronomie, Hotel, Spa und Wellness, Büro, Handel, öffentliche Bereiche und Verwaltungen: Alle diese Bereiche können von einem klug ausgeführten Duftdesign profitieren. Ein Duft sollte zum Raum passen und zur Nutzung des Raumes. Ein

Wellnessbereich in einem 5-Sterne-Hotel muss anders duften als die Bar. Ein Raumduft darf auch nicht die Anmutung eines persönlichen Duftes haben, wie ein Damenparfum oder ein Herrenduft. Die Assoziation eines privaten, persönlichen Duftes würde an dieser Stelle nur verwirren.

Raumdüfte sollten nicht nach dem „Viel hilft viel“ Prinzip dosiert werden; optimal sind Dosierungen knapp oberhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Ein unbedingtes No-Go sind künstliche Düfte und Aromen, die allerdings leider sehr häufig eingesetzt werden und schnell Kopfschmerzen und Allergien auslösen (Toilettenbereiche in Gastronomien oder Raststätten sind hier meist ein besonders schlechtes Beispiel). Zertifizierte, natürliche Öle minimieren das Allergiepotenzial, sie sind zudem auch hautverträglich und führen nicht zu Belastungen von empfindlichen Personen. Bestimmte ätherische Öle wirken luftreinigend und senken den Anteil von Bakterien und Viren in der Raumluft signifikant. Andere stärken die Konzentration, sie beruhigen und helfen bei Schlafstörungen. Sie wirken stimmungsaufhellend, machen wach und gut gelaunt. Ein umwerfend großes, positives Potenzial, das wir uns alle sinnvoll zunutze machen sollten!

MEO 7/8/2019 47
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